Plötzlich sehe ich vor mir ganz andere Sachen, die mir wichtig sind. An erster Stelle stehen gerade nicht mehr Spaß und ständige Glücksgefühle. An erster Stelle stehen jetzt Gemeinsamkeiten, Interessen, ernste, ehrliche Gespräche, Geborgenheit, Niveau. Nicht ständig dieser Kinderscheiß. Das Anrufen mitten in der Nacht, obwohl er betrunken ist... Zeiten ändern sich! Über sowas kann ich mich nicht mehr freuen, im Gegenteil... was erhofft er sich davon? Das ich mitlache und -lalle und mich für ihn freue? Mich freue, dass damit der kommende Tag automatisch gelaufen ist, weil der Nachmittag zur Ausnüchterungszeit wird? Ich will was erleben. Ich will hier raus, die Welt sehen, Leute kennenlernen, mit denen ich auf einer Wellenlänge bin. Es gab Zeiten, da habe ich alles an dir geliebt, und ich schwöre, ich tue es immer noch! Aber nicht mehr auf dieselbe Art wie vor einem Jahr. Vor einem Jahr war ich mir absolut sicher, dass es niemanden gibt, der besser zu mir passt, der mich so vollendet, wie du. Mit jedem deiner Fehler erinnerst du mich Stück für Stück mehr daran, wer ich eigentlich sein will und wie weit ich gerade davon entfernt bin.
Und wieder laufen Tränen über mein Gesicht, weil ich nicht weiß, wo ich stehe. In den kurzen Momenten, in denen ich denke, meinen Standpunkt gefunden zu haben, beweisen mir irgendwelche anderen Menschen, dass es nicht der richtige Platz für mich ist. Ich fühle mich, als würde ich über allem schweben, was man als Wirklichkeit bezeichnet. Als wär ich das 101. Puzzleteil von einem 100er-Puzzle, für das einfach kein Platz mehr ist. Diese Gedanken machen mich fertig. Dazu kommt noch, das ich ständig von allen hängen gelassen werde, aber immer wieder verzeihe. Früher war ich mir sicher, mein Charakter ist gut so, wie er ist. Jetzt bin ich an einem Punkt, an dem ich alles dafür geben würde, jemand anders zu sein.
Und vorallem ganz, ganz weit weg von hier...